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75 Jahre
Wohnhilfe

 

Vom Zürcher Designer Jacob Müller initiiert, gründete er 1945 zusammen mit innovativen Ostschweizer Schreinermeistern die «Werkgenossenschaft Wohnhilfe». Durch die Schaffung von formal guten, zweckmässigen Möbeltypen, die sich zum Teil auch selber zusammenbauen liessen, bot man breiten Bevölkerungskreisen eine Möglichkeit in der Nachkriegszeit wieder zu einer gewissen Wohnkultur zu gelangen.

Schnell wurden die Modelle populär und man weitete in den kommenden Jahren das Sortiment aus. Neben Jacob Müllers Entwürfen wurden auch das Schaffen anderer namhafter Designer wie Max Bill, Willy Guhl, Wilhelm Kienzle und Urs Rösch von der Wohnhilfe produziert und in den beiden Geschäftslokalen in St. Gallen und Zürich verkauft.


 

Aus dem Magazin «Das Werk : Architektur und Kunst» über die neuen Ausstellungsräume der Wohnhilfe an der Oberdorfstrasse in Zürich

Band 48, 1961 «Wohnen : naive Kunst»

 

Mit dem Eingehen vieler Schreinerbetriebe wurde die «Werkgenossenschaft Wohnhilfe» aufgelöst und in eine Aktiengesellschaft umgewandelt. Neu stand nicht nur der Verkauf der Eigenmarke im Vordergrund, sondern auch der von anderen Herstellern.

Seit nunmehr 40 Jahren befindet sich die Wohnhilfe an der Claridenstrasse 25 in Zürich und führt neben qualitativ hochwertigen Produzenten aus Deutschland und Italien, vor allem Schweizer Hersteller – somit bekennen wir uns weiterhin zum hiesigen Möbelmarkt und fördern das Schweizer Handwerk.

2015 wurde die Wohnhilfe von Thomas Lips und seinem Team übernommen und hat sich seither im Einklang mit ihrer Tradition und Geschichte modernisiert. Mit langjähriger Erfahrung und persönlichem Service wird die Wohnhilfe auch heute noch erfolgreich weitergeführt.

 
 
Jacob Müller, 1957, Foto aus dem Nachlass der Familie © Beat Müller

Jacob Müller, 1957, Foto aus dem Nachlass der Familie
© Beat Müller

Jacob Müller

Designer, Architekt, Schreiner und Gründer der Wohnhilfe, 1905 - 1998

Nach einer dreijährigen Schreinerlehre 1924 besuchte Jacob Müller zunächst Wilhelm Kienzles Innenausbau-Unterricht an der Zürcher Kunstgewerbeschule. Vier Jahre später betätigte Müller sich selbst als Architekt und lernte im selben Jahr Paul Bay, den Assistenten Rudolf Steiners kennen, der ihn mit der Technologie des Massivholzmöbelbaus vertraut machte. 1933 gründete er mit dem Bau seines eigenen Werkstatt- und Wohnhauses in Zürich seine Bauwerkstatt, kehrte aber als Folge der Wirtschaftskrise bald darauf zum Möbelbau zurück. Zunächst entwickelte er Kindermöbel aus Massivholz, später folgten Einzelmöbel und Innenausbauten für Privatkunden. 1939 nahm Jacob Müller an der Landesausstellung in Zürich teil und richtete eine Gartenhalle und einen Wohnraum für eine kinderreiche Familie ein.

 
 

Die Möbelprogramme, die er 1944/45 in der Nachkriegszeit entwickelte, waren von genialer Einfachheit und liessen sich in Arbeitsteilung durch kleine Handwerksbetriebe seriell herstellen. In der Folge rief Jacob Müller zusammen mit Ostschweizer Schreinermeistern die «Werkgenossenschaft Wohnhilfe» ins Leben. Die ersten Wohnhilfe-Möbeltypen stellen bereits Musterbeispiele für Müllers Schaffen dar: einfach konstruierte, aus hellem Massivholz gefertigte Möbel, die durch sparsame Verwendung des Materials charakterisiert sind. Sie liessen sich zerlegen und konnten dann vom Kunden selbst zusammengebaut werden.

1948 folgte die Entwicklung und Patentanmeldung des Leichtmöbelprogramms Plio für Haus, Garten und Reise. Vielseitig, beweglich, robust, leicht und praktisch sollte dieses Klappmöbelprogramm nach Müllers Zielsetzung sein. Gleichzeitig sollten die Möbel in produktionstechnischer Hinsicht wirtschaftliche Bedürfnisse erfüllen, beispielsweise der Holzknappheit Rechnung tragen. Dem Designpionier Müller gelang es damit innerhalb seines Werks und seiner Zeit ein ausgesprochen modernes Möbel zu schaffen. 1957 begann Jacob Müller mit seiner publizistische Tätigkeit, nach seiner Übersiedlung 1964 ins Tessin war er rege als Architekt tätig.

Text: Andrea Eschbach, Museum für Gestaltung / ZHdK

Möbelprogramm Plio, 1948 nach Jacob Müller

Möbelprogramm Plio, 1948 nach Jacob Müller